Der Keks – Kooperation oder Korruption?

Jetzt in der kalten Jahreszeit erkenne ich ganz genau, welche Hunde mit Leckerchen erzogen werden. Sobald die Hände der Besitzer in die Jackentasche wandern, kleben die Augen dieser Hunde auf der Tasche, in der Hoffnung auf einen Keks.
Die Vierbeiner, die auf Nummer sicher gehen wollen, setzen sich unaufgefordert hin. Ich sehe ihnen an, wie widerwillig sie das bei nassem Wetter tun. Mir kommt da ein Gedanke. Irgendwoher kenne ich dieses Prinzip. „Die Annahme eines Vorteils als Gegenleistung für das Erbringen einer Handlung“ Ja klar! Bestechung! Auch als „Zuwendungen im Geschäftsverkehr“ bekannt. Und meines Wissens strafbar.
Korruption untergräbt die Basis ehrlicher Beziehungen und sie wirkt umso stärker, je bedürftiger eine der Seiten ist. Was nun bringt uns dazu, bei unseren Hunden dieses Mittel einzusetzen? Sie schlimmstenfalls hungern zu lassen, um sie noch bedürftiger zu machen. Brauchen wir das Gefühl von Macht und Einfluß, wenn der Hund tut was wir wollen? Fühlt es sich gut an, weil es uns Kontrolle über ihren Willen verleiht?
Ich komme nicht umhin mich zu fragen:

Sind Kekse die Schmiergelder mit denen wir unsere Hunde kaufen?

Wie auch immer wir es nennen, es ist eine trügerische Macht und es hat nicht das geringste mit uns zu tun. Uns als Person und als Sozialpartner für den Hund. Wir sind austauschbar und die Liebe nur geliehen.
So wie ein Model nur der Kleiderständer ist, sind wir nur der Futterspender. Darüber wer hier wen manipuliert ist außerdem noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Vertrauen wir der Beziehung zu unserem Hund so wenig, dass wir Hilfmittel etablieren wo eigentlich keine nötig sind?

Braucht es am Ende gar keine Manipulation, weil beide Seiten dasselbe wollen?
Lassen wir uns darauf ein, erkennen wir im Hund ein hoch soziales Wesen. Uns wird klar, Hunde brauchen uns – ganz pur und unbewaffnet. Aber ehrlich und verlässlich. Denken wir das zu ende, dann bleibt am Ende nur die Erkenntnis: Wir unterschätzen ihre Fähigkeiten zu kooperieren und ihren Wunsch in Kontakt mit uns als Sozialpartner zu treten. Wir unterschätzen uns als wichtigste Bezugsperson unseres Hundes.

Bei mir gibt’s auch fürs Hinsetzen ins nasse Gras keinen Keks. Es gibt einen Spaziergang. Der hat mit mir zu tun. Wir erleben etwas gemeinsam. Das bringt uns näher zusammen als jedes Leckerchen der Welt…

In diesem Sinne…

Bleibe neugierig.

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